Body Detection Management - Deutsch

Shownotes

Fremdkörpermanagement in der Lebensmittelproduktion – Experteninterview mit Oliver Eck Oliver Eck, Leiter des Bereichs Food bei TÜV NORD, spricht über die Bedeutung von Fremdkörpermanagement in der Lebensmittelherstellung. Wie entstehen Verunreinigungen, und wie können sie effektiv verhindert werden? Erfahren Sie, wie Auditoren von TÜV NORD prüfen, ob Maßnahmen im Managementsystem ausreichend und wirksam sind, um Konsumenten zu schützen. Ein spannender Einblick in die Welt der Lebensmittelsicherheit!

Vernetzung mit Oliver Eck: https://www.linkedin.com/in/oliver-eck-444452104/

Transkript anzeigen

Willkommen bei Food Safety Talk, dem Podcast für Fachleute in der Lebensmittel-Lieferkette.

Herzlich willkommen zum Podcast. Mein Name ist Iris Maas. Heute sprechen wir über das Thema Fremdkörpermanagement und mein Gast ist Oliver Eck, Head of Business Entity Food bei TÜVNORD und Managing Director von TÜVNORD Austria. Hallo Herr Eck.

Hallo Frau Maas.

Herr Eck, könnten Sie sich kurz vorstellen und auch Ihren Bezug zum Thema Fremdkörpermanagement beschreiben?

Ja, gerne. Also erst einmal möchte ich mich bei Ihnen bedanken, dass wir die Möglichkeit oder dass ich die Möglichkeit habe an diesem Interview teilzunehmen. Ja, wie Sie gerade schon sagten. Also ich habe ja auch einen sehr trockenen Job teilweise bei TÜVNORT und um dieses ein bisschen aufzulockern, bin ich ebenfalls begeisterter Auditor für die gängige Lebensmittel-Sicherheitsstandards, hier zum Beispiel der BRC Food, der EFS Food oder auch der FSSC 22000. Mein Schwerpunkt liegt hierbei in der Fleischindustrie. Ich bin gelernter Fleischer, habe auch mehrere Jahre in einem Unternehmen als Qualitätsmanagementbeauftragter gearbeitet und zusätzlich zu meinem Schwerpunkt Fleisch habe ich einen weiteren Schwerpunkt in dem Bereich der Süße und Backwarnindustrie, weil auch hier habe ich mehrere Jahre als Berater gearbeitet, habe also in diesen Industriezweigen, HCCP Konzepte implementiert oder EFS Systemen aufgebaut und das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Weiterhin habe ich natürlich auch über meine Mitarbeit beim EFS Form Body Management Guideline relativ intensiven und guten Einblick in das Thema Fremdkörpermanagement erhalten.

Was sind denn aus Ihrer Sicht die wichtigsten Faktoren beim Fremdkörpermanagement? Worauf kommt es an?

Beim Fremdkörpermanagement ist im Grunde das wichtigste Ziel, dass im Grunde erst gar keine Fremdkörper in das Produkt gelangen. Da gibt es natürlich unterschiedliche Ursachen. Zum einen kann der Fremdkörper über die Rohware schon in das Produkt gelangen oder die Prozesse bieten größere Gefahren, um Fremdkörperkontamination zu verursachen, die Gebäude etc. Also, dass man über ein gutes Rohwarenmanagement, waren Eingangsprüfungen, Umfeldhygiene gegebenenfalls die Fremdkörperkontamination zu Beginn schon reduziert. Das ist im Grunde auch der Fokus, den die Standardinhaber wie zum Beispiel der EFS haben. Kommt es dann doch zu einer Kontamination ist natürlich die Frage, wie bekomme ich den Fremdkörper aus dem Produkt heraus? Und da ist eine andere oder ein weiterer wichtiger Faktor, welche Methodik wähle ich? Ist es ein Metalldetektor? Ist es ein Röntgengerät? Ist es ein Sieb, ein Magnet oder vielleicht auch ein Mix aus dem Ganzen? Das ist dann weiterhin auch sehr wichtig, das für sich zu definieren. Das hängt natürlich ganz stark davon ab, welche Gefahren habe ich überhaupt. Viele Unternehmen denken, ich brauche auf jeden Fall ein Metalldetektor, sonst kriege ich niemals ein Zertifikat. Das ist aber natürlich nicht richtig. Auch der Ansatz, wenn ich den ein Gerät habe, wo ich ja viel Geld investiert habe, dann muss das auch ein CCP sein. Das ist natürlich auch nicht richtig, weil auch hier hängt es immer von der Gefahrenanalyse ab. Sprich habe ich eine Gefahr, dass ein Metallspan, ein Metallstückchen gegebenenfalls in mein Produkt gelangt. Dann zeigt es natürlich oder dann wird natürlich klar, dass ich irgendetwas installieren muss, damit dieses Metallstückchen auch wieder rauskommt. Habe ich aber gar nicht die Gefahr, dass ein Metallstückchen reinkommt und somit diese Gefahr auch nicht zu einem Risiko werden kann für die Verbrauchergesundheit. Sprich bei Risiko, wie wahrscheinlich ist das Ganze, dass es auftritt und wie groß wäre dann auch die Auswirkungen auf dem Verbraucher? Wenn ich also gar kein Risiko habe, brauche ich natürlich auch kein Metalldetektorgerät. So ist es ganz wichtig, wie ist die Gefahrenanalyse des Unternehmens aufgebaut und was ziehe ich aus der Gefahrenanalyse für Risiken heraus und wie gehe ich damit in Risiken um? Das ist eben oft im Unternehmen so oder manchmal im Unternehmen so, dass die Gefahrenanalyse vielleicht nicht das wieder gibt, was nachher vor Ort vorhanden ist. Das ist also sehr wichtig zu prüfen.

Sie haben ja vorhin den Leitfaden erwähnt vom EFS, also die Foreign Body Management Guideline, die viele Maßnahmen nennt, wie das Foreign Body Management zu händeln ist. Und jetzt aus Ihrer Brille als Auditor, welche Rolle spielen denn diese Maßnahmen im Zertifizierungsaudit?

Also die Maßnahmen zur Vermeidung von Fremdkörperkontaminationen sind natürlich enorm wichtig im Audit. Fremdkörperkontamination oder der Fremdkörper in Sicht zählt, jeder Verbraucher kennt das, zählt natürlich zu einem häufigeren Beschwerden. Die Fremdkörper selbst im Produkt führen gegebenenfalls zu Gesundheitsbeeinträchtigungen. Von daher ist das natürlich auch ein Schwerpunkt im Audit. Jedes Unternehmen hat sein eigenes HACCP System, einen eigenen HACCP Plan installiert und setzt ihn um. Der Auditor prüft im Grunde erst einmal, was hat das Unternehmen für sich selbst erarbeitet, was sind die eigenen internen Richtlinien und wie werden die umgesetzt? Das prüft der Auditor erstmal ganz einfach. Im Hinterkopf hat er natürlich auch die branchenüblichen Prozesse. Er hat die unterschiedlichen Technologien oder das Wissen über die unterschiedlichen Technologien und bewertet dann im Audit. Im Grunde, was hat das Unternehmen für sich erarbeitet und installiert und inwieweit sind diese Maßnahmen wirklich geeignet, sichere, legale und qualitativ den Anforderungen entsprechende Produkte zu produzieren.

Sie erleben ja in Ihrem Audit Alltag viele Firmen, sage ich mal aus der Innensicht, wo liegen denn für die Lebensmittelhersteller die größten Herausforderungen im Bereich Foreign Body Management?

Ja, also ergänzen zu dem Thema, was ich gerade einmal erwähnt hatte, dass man erst mal die richtige Methodik herausarbeiten muss. Ist es natürlich für die Unternehmen auch enorm wichtig, den gesamten Prozess zu etablieren? Bedeutet, wie validiere ich die Anlage erst einmal? Welche Kriterien muss ich für die Validierung der Anlage der Gerätschaft überhaupt installieren oder durchführen, um nachher auch einen wirksamen Prozess zu haben? Wenn die in Betriebnahme oder die Erstvalidierung gut durchgeführt wurde, ist natürlich immer parallel schon das Thema wichtig. Wie bekomme ich die Mitarbeitergeschuld? Wie kann ich das Bewusstsein der Mitarbeiter so stärken, dass auch jede Mitarbeiter eben bewusst ist, dass ein funktionierendes Gerät oder ein nicht funktionierendes Gerät auch Auswirkungen auf die Verbraucher gesundheit hat? Das geht auch in dem Bereich für das neue Schlagwort Food Safety Culture. Wie kann ich das Bewusstsein der Mitarbeiter so stärken, dass eben klar ist, worum es geht? Das ist oft eine Herausforderung. Eine weitere Herausforderung ist, jetzt habe ich das einmal geschafft, das Bewusstsein zu stärken und auch die Mitarbeiter zu schulen. Ist natürlich die andere Herausforderung. Wie kann ich das aufrechter halten? Das ist ja ein Dauernd erfolgender Prozess. Das ist ja nicht mit einer Schulung abgetan. Und das sieht man auch ab und an im Audit, dass wenn zum Beispiel eine Prüfung der Metalldetektion erfolgt, dann erfolgt die Detektion erstmal richtig, der Metalldetektor schlägt an, aber die Auswurfeinheit funktioniert gegebenenfalls nicht richtig. Und da merkt man natürlich auch als Auditor relativ schnell, wie ist hier die Kultur im Unternehmen? Wie wird damit umgegangen mit diesem Thema? Werden direkt die Anlagen gestoppt? Werden die Mitarbeiter aktiv? Wird direkt eine Palette gesperrt oder aber erfolgt oder arbeitet der Mitarbeiter so weiter, wie er es immer tut? Das erkennt man relativ schnell. Die andere Herausforderung ist auch nochmal anknüpfen an das Thema. Vielleicht noch ein bisschen detaillierter jetzt. Sie haben ihre Gefahrenanalyse durchgeführt und es ist eben kein CCP. Fordern doch viele Kunden, dass es ein CCP sein muss. Also Metalldetektion schreit gerade zu nach CCP. Und deswegen haben auch viele Unternehmen die Herausforderungen. Die Gefahrenanalyse zeigt eigentlich gar nicht, dass das ein CCP ist bzw. das damit verbundene Risiko, dass sie gar keinen kritischen Prozess haben. Aber sie haben es, weil der Kunde das möchte, eben doch als CCP definiert. Und das ist so ein bisschen eigenartig, weil da mit ihr eigenes HCCP-Konzept quasi unterlaufen wird. Und das ist immer so ein schmaler Grat, auf dem sich so ein Unternehmen dann eben auch befindet. Aber wichtig ist dann eben, wenn ich es einmal validiert habe und es funktioniert, wie kann ich auch das Bewusstsein der Mitarbeiter aufrechterhalten, dass es alles funktioniert? Das ist ja nicht nur mit dem Metalldetektor oder mit dem Sieb etc. getan, sondern die Frage ist ja immer, wenn etwas auftaucht, wie geht es dann weiter, was für Maßnahmen werden ergriffen?

Ja, der Faktor Mensch ist da einfach doch auch immer wieder zentral.

Enorm wichtig, ja.

Wie ist das denn international? Also die Umsetzung vom foreign body management ist die international gleich oder gibt es in verschiedenen Ländern verschiedene Ansätze?

Nein, also vom Grundsatz sollte das nicht so sein. Natürlich herrschen immer wieder die Gerüchte, nenne ich das jetzt mal, dass in anderen Ländern anders geprüft wird als zum Beispiel in Deutschland. Das kann ich so erstmal nicht bestätigen und die Anforderungen an die Fremdkörperdetektion sind natürlich auch hier die gleichen. Ich meine, ein Glassplitter in einer Schokoladenmasse in Deutschland ist ja nicht weniger gefährlich, als wenn das Ganze in Asien, Afrika oder so auftaucht oder in anderen Ländern. Also grundsätzlich sind die Anforderungen hinsichtlich der Fremdkörperdetektion in allen Ländern gleich.

Was tut der TÜV Nord, um aufzuklären über das Thema und über die Gefahren?

Ja, der Auditor selbst prüft natürlich im Audit und geht in die Diskussion mit den einzelnen Unternehmen. Wir können jetzt nicht beraten oder schulen, weil wir das als ZWC-Gesellschaft nicht dürfen. Aber der TÜV Nord hat ja zum Beispiel auch die Akademie und über die TÜV Nord Akademie kann man sich über Seminare informieren, zur Fremdkörperdetektion. Man kann bei der TÜV Nord, wenn er erforderlich auch In-Haus-Seminare organisieren lassen, dann bieten wir wie gesagt die Seminare an und nehmen zum Teil dann auch Expertenwissen natürlich in Anspruch über Hersteller von Metalldetektorgeräte oder Aber-Siebgeräten etc. Also da unterstützen wir gerne.

Herr Eck, mich würde interessieren, hatte die Corona-Pandemie einen Einfluss auf das Foreign Body Management?

Nein, also die Corona-Pandemie sollte auch keinen Einfluss auf die Fremdkörperdetektion oder auf das Management haben, weil die Fremdkörper sind ja nicht weniger gefährlich aufgrund der Corona-Pandemie. Man muss natürlich schon immer hinterfragen, wie wird die Fremdkörperdetektion oder das Fremdkörpermanagement im Unternehmen sichergestellt? Es gibt ja Unternehmen, die hatten leider die Situation, dass ganze Schichten in Quarantäne gestellt wurden oder aber das Schlüsselpersonal, kompetentes Personal für die Fremdkörperdetektionsverifizierung, also die Überprüfung der Metalldetektor-Siebe, Magnete etc. ausgefallen ist. Dann stellt sich die Frage, wie wird die Kompetenz dann sichergestellt oder dass ausreichend Kompetenz vorhanden ist für die Prüfungen. Aber auf das Fremdkörperthema selbst hat es keinen und sollte auch keine Auswirkungen haben.

Zum Abschluss noch eine Frage, wie sehen Sie die Zukunft für das Thema Foreign Body Detection? Also aus Sicht insbesondere der Standardanforderung oder auch der Auditpraxis, wie wird sich das entwickeln?

Also der Fokus wird auch weiterhin natürlich in der Fremdkörpervermeidung liegen und auch in dem Aufbau dieser Food Safety Culture, des Bewusstseins der Mitarbeiter. Wie entwickelt sich die Technologie? Das weiß man jetzt natürlich noch nicht genau. So ein Sieb ist wahrscheinlich erst mal ein Sieb, aber es gibt auch hier natürlich noch Möglichkeiten, wenn denn Fremdkörper zum Beispiel in Sieben sind, dass direkt Alarm gegeben wird oder aber wenn Metalle oder Fremdkörper durch Detektionsgeräte laufen, dass gegebenenfalls direkt erkannt wird, was für eine Art von Metall ist, wie ist genau die Form. Vielleicht werden dann schon zukünftig mit einem Wartungsmanagement System verknüpft, Abgleiche gegeben oder gemacht. Wo könnte gegebenenfalls, wenn es denn intern ist, wo gesagt ist, der Fremdkörper herkommen. Das finde ich sehr interessant, diesen Ansatz oder aber auch die ganzen Ausschleuseeinrichtungen werden mit Sicherheit weiter optimiert. Viele Unternehmen haben ja noch nicht eine optimale Ausschleusevorrichtung. Da geht es noch im Bandstopps, dann die ganzen Kontrollen inwieweit Behältnisse voll sind. Also da wird mit Sicherheit in der Zukunft auch noch etwas erfolgen. Ich vermute, dass wir hier bezüglich der Detektion noch ziemlich nah am Anfang sind und dass dann noch viel zu Optimierung zur Verfügung stehen wird in der Zukunft und wahrscheinlich auch in weiterer Zukunft. Wir bleiben gespannt.

Sehr schön. Ja, vielen Dank Herr Eck für die Zeit und für die informativen Antworten auf meine vielen Fragen.

Ich habe zu danken. Vielen Dank, Frau Maaß.

Alles Gute. Bis dann.

Bis dahin. Tschüss.

Vielen Dank, dass Sie Food Safety Talk gehört haben. Bleiben Sie dran für weitere Einblicke in die Lebensmittelkette. Bis zum nächsten Mal.

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.